Eigentlich hieß er ja Jean Ignace Isidore Gérard; bekannt wurde der französische Zeichner, Karikaturist und Lithograf aber unter dem Namen Grandville. Diesen Namen hatte er nicht zufällig gewählt. Schon seine Großeltern hatten als Schauspieler den Künstlernamen „Grandville“ angenommen, und sein Vater, ein Miniaturmaler, verwendete diesen Namen als Zusatz zu seinem Familiennamen.
Der berufliche Werdegang des 1803 geborenen und 1847 verstorbenen Künstlers ist eng verbunden mit den unruhigen politischen Verhältnissen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich. Grandville arbeitete zur Zeit der Julimonarchie als politischer Karikaturist für die oppositionellen Zeitschriften „La Caricature“ und „Le Charivari“ in Paris. (Zitiert nach Wikipedia) Nach 1835 machte er sich einen Namen als Illustrator klassischer und zeitgenössischer Literatur. So illustrierte er zum Beispiel die berühmten Fabeln von Jean de la Fontaine oder „Gullivers Reisen“ und den „Don Quichotte“. Zudem veröffentlichte er eigene Bücher wie z.B. sein Spätwerk „Un autre monde“ (Eine andere Welt).
Einen Großteil seines Ruhmes erlangte Grandville durch seine Darstellungen von Mischwesen, hauptsächlich von Menschen mit Tierköpfen und Tieren mit Menschenköpfen. Ein Beispiel hierfür (Titel der Zeichnung: Ich gebe meinen Brief einem Zugvogel mit) ist auf dem Bucheinband zu sehen.
Einen Überblick über das Schaffen des produktiven französischen Künstlers (das Gesamtwerk Grandvilles besteht aus rund 3000 Zeichnungen) vermittelt das Buch, das ich hier vorstelle. Eine Einordnung nimmt Hans-Buckhard Schlichting vor, der die einzelnen Blätter auch ausgewählt hat.
Grandville war nach seinem frühen Tod erst einmal recht bald vergessen. Es dauerte rund 100 Jahre, bis er als Künstler wiederentdeckt und seine Bedeutung über die damalige Zeit hinaus erkannt und gewürdigt wurde.
Wer sich ein Bild von Jean Ignace Isidore Gérards Werk machen und sich von den „Phantasien des Grandville“ mitziehen lassen will, trifft mit dem gleichnamigen, antiquarisch noch recht problemlos erhältlichen Buch eine gute Wahl.
Es gibt in dem Band eine Menge zu entdecken (und oft auch zu schmunzeln). Grandville war ein aufmerksamer Beobachter, und wir als heutige Betrachter tun gut daran, genau hinzuschauen. Viele Details in seinen Zeichnungen wollen bemerkt werden. Auch wenn die in dem Buch versammelten, aber nur einen Teil ausmachenden unmittelbar politischen Karikaturen stark zeitgebunden sind und sich für heutige Betrachter vielleicht nicht so ohne weiteres erschließen: Grandville ist ein meisterhafter (und deshalb zeitloser) Künstler, dessen Werk auch im Jahr 2016 noch unbedingt sehenswert ist.
Die Phantasien des Grandville
Druckgraphik 1829 – 1847
Melzers Galerie/Melzer Verlag Darmstadt 1976
Relativ ausführliche Informationen über Grandville finden sich bei Wikipedia.
Und bei Wikimedia Commons können sich Interessierte eine Fülle von Arbeiten des Zeichners ansehen. Einige wenige davon, und zwar ganz überwiegend solche, die sich auch in dem hier vorgestellten Buch finden, habe ich zu einer kleinen Bildergalerie zusammengestellt. (Für größere Ansicht bitte Bild anklicken.)
Die Auferstehung der Zensur! Seine Karikaturen sind auch offensichtlich ganz zeitlos.
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Es ist kein Zufall, dass unter den wenigen Zeichnungen, die ich ausgewählt habe, gerade diese dabei ist … Herzliche Grüße, Ingrid
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Ui, danke für den Tipp, gefällt mir sehr! Liebe Grüße
Petra
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Ich finde auch: Grandville ist eine interessante Entdeckung. Hat der eine Phantasie!
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Hab gleich danach geschaut & bestellt : )
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Wünsche viel Spaß!
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Danke!
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