Auch der Duden Verlag ist auf den Zug aufgesprungen, der sich vor ein paar Jahren erfolgreich und für die Verleger ohne großes unternehmerisches Risiko vermutlich gewinnbringend in Bewegung gesetzt hat. In vorliegenden Band präsentieren sechs Autoren unter der redaktionellen Leitung von Heike Pfersdorff „100 ausgewählte Bestseller des 20. und 21. Jahrhunderts“.
Die Zusammenstellung ist in diverse Kategorien eingeteilt:
- Kultbücher
- Bücher, die die Welt bewegten
- Bücher der Zeit
- Populäre Sachbücher
- Bücher, über die man spricht
- Longseller
- Aus dem Kanon der Weltliteratur
Wie stets bei Büchern dieser Art ist die Auswahl zwangsläufig subjektiv. Ob die hier verwendeten Kategorien hilfreich sind, muss man nicht unbedingt bejahen. Wann ist ein Buch ein Kultbuch? Wenn die für den Herausgeber arbeitenden Autoren es dazu erklären? Was sind „Bücher der Zeit“? Sind Tolstoi’s „Anna Karenina“ oder Dickens‘ „Oliver Twist“ „Longseller“ oder eher Werke, die zum „Kanon der Weltliteratur“ gehören?
Über so manche Zuordnung lässt sich streiten; die Grenzen lassen sich oftmals nicht sauber ziehen. Und: Ob „Bücher, über die man spricht“ auch diejenigen sind, die „man kennen muss“, scheint mir doch zumindest bei einigen der gelisteten Titel mehr als fraglich. Instinktlos finde ich hier die Aufnahme von Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“. Wie muss sich wohl Bernhard Schinkel in dieser Gesellschaft fühlen, dessen beeindruckender Roman „Der Vorleser“ nur wenige Abschnitte später in derselben Kategorie folgt …
Innerhalb der Kategorien sind die Beiträge alphabetisch nach Schriftstellern/Autoren geordnet. Biographischen Angaben folgen Informationen zum vorgestellten Titel, stets nach dem Schema „Entstehung“, „Inhalt“, „Wirkung“. Die Texte sind meist gut lesbar und als Einführung brauchbar.
Eher unerfahrene Leserinnen und Leser werden im vorliegenden Buch sicher die eine oder andere Anregung für ihre Lektüre finden. Über diesen Kreis hinaus dürfte der Nutzwert aber nicht besonders hoch sein.
Im Duden Verlag ist übrigens noch ein weiterer Band über „Bücher, die man kennen muss“ erschienen (den ich aber nicht kenne); bei diesem zweiten Führer durch die Welt der Bücher konzentriert man sich auf „Klassiker der Weltliteratur“.
Bücher, die man kennen muss
Populäre Bestseller
Duden Verlag / Bibliographisches Institut 2011, 320 Seiten
Sagte nicht Mark Twain: „Klassiker sind Bücher die jeder kennt und keiner gelesen hat.“?
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Schließe mich den Kommentatoren an – solche Bücher sind einengend, ihr Nutzwert allenfalls darin, wenn man biographische Hintergründe etc. erhofft zu dem Buch, das man gerade (freiwillig + selbstausgesucht) liest. Aber diese Informationen finden sich auch andernorts.
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Den größten Nutzen von Büchern dieser Art haben m. E. die Verlage, die sie auf den Markt werfen.
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Stimmt…wie wäre es mit einem Führer: „1000 Bücher, die die Welt nicht braucht?“ 🙂
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Eins haben wir schon.
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Oh vielen Dank für deinen Eindruck, den ich mir als Warnung dienen lasse. LG Anna
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Das ist gut so. 🙂
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Irgendwie klingt mir das nach einem Buch, das ich nicht kennen muss ; ) Überhaupt, wie schon meine Vorrednerinnen treffend feststellten, dieses Müssen, dieser vermeintliche Zwang – das bringt doch nichts. Schon gar nicht Lesefreude …
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Es fehlt einem wirklich nichts, wenn man das Buch nicht kennt.
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„(…)der Duden Verlag ist auf den Zug aufgesprungen, (…)“ denn er ist eine kommerzielle Veranstaltung. Es barg kein nennenswertes „unternehmerisches Risiko“ .
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Man weiß dort Trends gut zu nutzen. Das ist im Prinzip nichts Schlimmes, aber als Käufer/Leser kann man (und sollte man) damit kritisch umgehen.
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Instinktlos finde ich hier die Aufnahme von Sarrazins “Deutschland schafft sich ab”.
Zu dem Buch hat (fast) jeder eine Meinung, auch wenn die wenigsten, die dazu eine Meinung haben, es gelesen haben. Insofern gehört es durchaus dazu, zumindest der Titel wird in Leserkommentaren oft genug zitiert 🙂 .
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Das sehe ich anders, sonst hätte ich den Satz so nicht geschrieben. Aber das kann man sicher unterschiedlich bewerten. 🙂
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Natürlich kann man zu Dingen, von denen man keine Ahnung hat, eine Meinung haben.
Nur ist es keine, die man ernst nehmen kann.
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Der Titel lässt mich das Gesicht verziehen. Alles was „man“ tun oder kennen sollte, riecht unangenehm.
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Das Ergebnis ist der angepasste, stromlinienförmige Mensch.
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Ich bin ebenfalls der Meinung, dass ich gar nichts kennen muss. Man sollte sich lediglich für irgendwas interessieren und sich darin auch fortbilden.
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Ja, das man etwas getan oder gelesen haben muss – das hat schon was Bevormundendes.
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